Aparigraha im täglichen Leben
Dies ist Teil fünf der zehnteiligen Yamas und Niyamas Serie. Die Serie soll dir zeigen, wie du die Yamas und Niyamas in deinem täglichen Leben integrieren kannst. Einen kurzen Überblick über die Yamas und Niyamas bekommst du hier.
Aparigraha
Aparigraha ist das fünfte und letzte Yama von Patanjali’s Yoga Sutras. In der Übersetzung bedeutet es „kein Neid“, „keine Habgier“, sowie „keine Anhäufung“. Es lehrt uns frei von Neid zu sein. Nur das zu nehmen was wir wirklich benötigen. Desweiteren lehrt uns Aparigraha loszulassen.
Wir müssen uns nur umsehen. Wir leben in einer Gesellschaft die gerne Dinge anhäuft. Sei es ein neues T-Shirt, Gedanken, Essen, oder ein weiteres Buch. Unser Zuhause ist voll mit Sachen, die wir nicht benutzen. Trennen wollen wir uns aber auch nicht. Es heißt nicht, dass wir keine Freude an diesen Dingen haben sollen. Wir müssen nur lernen los zu lassen. Den ganzen Ballast, den wir im Laufe der Zeit angehäuft haben, einfach los zu lassen. Sobald wir los lassen, können wir wachsen.
Aparigraha im täglichen Leben
Miste aus! Wie viele Kleidungsstücke hast du in deinem Kleiderschrank, die du ewig nicht mehr getragen hast? Sie liegen da, nur für den Fall. Wie viele Schuhe, Bücher, Geräte liegen verstaubt bei dir herum? Je mehr du anhäufst, umso mehr zieht es dich runter. Es ist energetischer Ballast. Werbung und deine Umgebung suggeriert dir, dass du dich nach dem Kauf von etwas Neuem glücklicher fühlst. Doch dieses Glücksgefühl hält nicht lange an und dann musst du dir wieder etwas Neues kaufen, um es zu erleben.
Wenn du dir nächstes Mal unbedingt etwas Neues kaufen willst, hinterfrage den Wunsch. Wirst du durch den Kauf langfristig glücklicher? Bringt dir die neue Sache mehr Selbstbewusstsein, oder hilft dir deine innere Zufriedenheit zu finden? Wenn deine Antwort ein ehrliches Ja ist, kauf es dir, ansonsten überlege lieber nochmal, ob du es wirklich benötigst.
Lern los zu lassen! Lass die Vorurteile, Vorwürfe gegen dich und andere, sowie auch alte Streitigkeiten einfach los. Vergib dir selbst, wen z.B. etwas nicht so gelaufen ist, wie du es dir ausgemalt hast. Vergib anderen, die dich vielleicht einmal verletzt haben. Wenn du an den Vorurteilen, Vorwürfen und Streitigkeiten festhältst, ist kein Platz für Heilung möglich. Erst durch Vergebung können alte Wunden heilen. So entsteht Platz für neue schöne Erinnerungen mit denen du wachsen kannst. Es wird dich glücklicher machen.
Ebenso wie Vorurteile, Vorwürfe, Streitigkeiten, ist es auch wichtig Gefühle los zu lassen. Schöne Erinnerungen der Freude zu horten, ist natürlich. Aber ebenso wie Freude, Glück und Zufriedenheit, sind auch Wut, Traurigkeit und Verlust wichtige Emotionen. Ruf nicht die Gefühle von vergangenen Erfahrungen hervor, sondern versuche im Hier und Jetzt zu leben und dein Leben einfach passieren zu lassen.
Genieße in Maßen! Du kommst nach Hause, bist hungrig, dein Lieblingsgericht steht auf dem Tisch und du stopfst dich damit voll. Kommt dir das bekannt vor? Aparigraha soll jetzt nicht heißen, dass du deine Lieblingsspeise oder Süßigkeit nicht mehr zu dir nehmen sollst. Es bedeutet nur, dass du dich nicht vollstopfen sollst. Es ist so wichtig deinen Körper zu nähren und gesund zu bleiben, aber du sollst auch auf deinen Körper hören, wenn er dir sagt, dass er nicht mehr kann.
Gleichermaßen ist es wichtig auf das Essen zu achten, das in der Mülltonne landet. Es wird soviel weggeschmissen. Vielleicht denkst du dir, dass du alleine beim Müll keinen Unterschied machst. Aber jede Handlung von jeden einzelnen hat eine Auswirkung. Zudem spart es auch Geld, wenn du wirklich nur die Lebensmittel kaufst, die du auch gerade benötigst. Vielleicht schreibst du dir nächstes Mal vor dem Einkauf einen Zettel und bleibst beim Einkaufen bei den Dingen die auf dem Zettel stehen. Jeder auch noch so kleine Schritt macht einen Unterschied!
Auf deiner Matte: Ebenso wie die anderen Yamas kannst du auch Aparigraha auf der Matte praktizieren. Ein guter Start ist mit dir auf deiner Matte zufrieden zu sein und vollkommen im Hier und Jetzt zu sein. Nur weil die Person neben dir eindrucksvolle Asanas ausführt, musst du ihr nicht beweisen, dass du besser bist und dich in dieselbe Haltung begeben. Hier kommt Neid ins Spiel. Du vergleichst dich mit der anderen Person, du willst besser sein.
Auch ich habe ab und zu die Neigung mich in beeindruckende Asanas zu quälen, obwohl mein Körper noch nicht oder in dem Moment nicht bereit dazu ist. Yoga ist viel mehr als nur die Haltung von Asanas, vergiss das nicht! Versuche dich nicht von den anderen um dich herum ablenken zu lassen, sei zufrieden mit dir und mach Yoga, weil es dir Spaß macht. Denn alles was zählt ist, dass du auf deiner Matte stehst.